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Dit Buch ha‘ick mir in Berlin jekooft. Dort war ich mit dem Seminar auf Abschlussfahrt und wir besichtigten einiges, unter anderem auch das Holocaust-Mahnmal. Im dazugehörigen Shop, der einige wirklich gute Bücher zum Thema Judenverfolgung/3. Reich im Angebot hat, erstand ich eben jenes Buch. Zugegeben, die Thematik hat mit Judenverfolgung und Drittem Reich rein gar nichts zu tun – aber es klang einfach gut und musste mit.

Worum geht es also? Der junge orthodoxe Motti (das ist die Koseform von Mordechai) lebt in Zürich und studiert (irgendwas mit Wirtschaft). Nebenbei arbeitet er bei der Versicherung seines Vaters. Seine mame (jid.: Mutter) versucht, eine passende Frau für ihren Sohn zu finden, doch leider ist dieser mit keiner der Dargebotenen einverstanden. Die Frauen aus der Zürcher Gemeinde scheinen ihm alle der Mutter zu ähnlich: Dicker tuches (Hintern) und ansonsten eher uninteressant. Auch der Versuch, sich mit einer Leidensgenossin zusammenzutun und so den Vermittlungsversuchen der Mutter zu entgehen, scheitert, wird doch die Planung der chassene (Hochzeit) nun zur omnipräsenten Plage.
Motti reist sogar nach Tel Aviv, um dort mithilfe seines nicht ganz so orthodoxen Onkels ein mejdele (Mädchen) zu finden. Allerdings läuft nicht alles ganz nach Plan und Motti stellt seine orthodoxen Wurzeln in Frage – denn da gibt es auch noch Laura, eine gojete (Nichtjüdin). Sie studiert zusammen mit Motti und ganz besonders ihr tuches hat es ihm angetan…

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse beschreibt eine Entwicklung, die Entwicklung Mottis vom orthodoxen Juden mit zu kurzen Hosen und zu langen Ärmeln zu einem modernen Juden, der sich immer mehr aus der orthodoxen Enge seines Elternhauses befreit. Der Roman ist leicht und schön geschrieben und gibt wunderbare (und auch komische ) Einblicke in das Leben eines jungen orthodoxen Juden in der modernen Welt. Das Buch ist durchgehend mit jiddischen Ausdrücken gespickt und somit anfangs etwas schwer zu lesen, man findet sich jedoch sehr schnell ein. Im Anhang findet sich auch ein Glossar (und ein Rezept fir mame Wolkenbruchs Matzen-Knajdlech – Me ken lekn di finger!).

Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der Freude an Ent- und Verwicklungen hat und der sich selbst nicht immer so unbedingt ernst nehmen muss. Tiefergehende Kenntnis jüdischer Kultur sind nicht grundlegend nötig, erleichtern jedoch manches und ermöglichen vertieftes Schmunzeln.

Erschienen ist der Roman 2012 bei Diogenes, er hört auf die ISBN 978 3 257 24280 5 und kostet zehneuroneunzich.